Ambidextrie (Beidhändigkeit) steht für die Fähigkeit eines Unternehmens, zwei verschiedene Dinge gleichzeitig zu verfolgen – Exploitation und Exploration. Bei der Exploitation geht es um Effizienz, Produktivitätssteigerung, Kontrolle, Sicherheit und Varianzreduktion. Bei der Exploration geht es um Suchen, Entdecken, Autonomie, Innovation und das Eingehen auf Variation (O’Reilly & Tushman, 2007, S. 10). In einer kontextuell ambidexteren Einheit ist der Kontext dynamisch und flexibel genug, dass jeder sein eigenes Urteil darüber fällen kann, wie die Zeit zwischen orientierungs- und anpassungsorientierten Aktivitäten aufgeteilt wird, wobei beide geschätzt und belohnt werden. Es wird ein beidhändiges, sowohl ausgerichtetes als auch anpassungsfähiges, Verhalten gefördert (Gibson & Birkinshaw, 2004). Ein Unternehmen ist heute effizient zu führen und trotzdem sollen für die Zukunft Innovationen geschaffen werden. Wer beide beherrscht, kann langfristig erfolgreich sein (Burkhardt u. a., 2018, S. 285; Gassmann & Friesike, 2012). Gassmann und Friesike (2012) bezeichnen die Fähigkeit zwischen chaotisch kreativem Zusammenspiel und Routine-Handwerk in 33 Erfolgsprinzipien der Innovation als sog. «Musik-Combo-Prinzip». Folgende Ambidextrie-Formen können unterschieden werden:

 Strukturelle AmbidextrieKontextuelle Ambidextrie
CharakteristikExploration oder Exploitation Aktivitäten werden in unterschiedlichen Bereichen resp. Teams ausgeführt (siehe Kapitel 3.3.1 und 3.3.2)Mitarbeitenden teilen ihre Zeit zwischen Exploration und Exploitation auf (vgl. «Slacktime» in Kapitel 3.3.3)
Entscheidungsfindunginnerhalb der Exploration/Exploitation Einheitinnerhalb der vorhandenen Hierarchie oder (projektbasiert) durch definierte Prozesse
Rollendefiniertflexibel
FähigkeitenSpezialisten, mit Ausnahme vom Top-Managementmehr Generalisten
Tab. 11: Unterschiede zwischen strukturellen und kontextuellen Ambidextrie (Mattes & Ohr, 2013)

Quellen

Hinweis: Dieser Artikel dient Ausbildungs- und Inspirationszwecken (This article serves educational and inspirational purpose). Bei diesem Beitrag handelt es sich um einen Auszug aus der Masterthesis “Innovation Y & Z: Ein auf Generation Y und Z ausgerichteter Innovationsprozess für Softwarehersteller” von Flavio De Roni, welche 2020 an der Hochschule für Wirtschaft in Zürich (HWZ) eingereicht worden ist. Die Teilung des Inhalts erfolgt mit ausdrücklicher Zustimmung des Autors. Die Management Summary und gesamte Arbeit findet sich unter folgendem Link auf flavioderoni.ch.

  • Burkhardt, N., Ernst, A., Rings, J., Rings, S., Schobloch, A., Spicker, M., … Ziegler, D. M. (2018). Das grosse Handbuch Innovation: 555 Methoden und Instrumente für mehr Kreativität und Innovation im Unternehmen. (B. van Aerssen & C. Buchholz, Hrsg.). München: Vahlen.
  • Gassmann, O., & Friesike, S. (2012). 33 Erfolgsprinzipien der Innovation. München: HANSER.
  • Gibson, C. B., & Birkinshaw, J. (2004). THE ANTECEDENTS, CONSEQUENCES, AND MEDIATINGROLE OF ORGANIZATIONAL AMBIDEXTERITY. Academy of Management Journal, 47(2), 209–226. Abgerufen von https://pdfs.semanticscholar.org/2ee5/5a4686c0986c1a8b0a4f764e219ae5165200.pdf
  • O’Reilly, C. A., & Tushman, M. L. (2007). Ambidexterity as a Dynamic Capability: Resolving the Innovator’s Dilemma. Research Paper No. 1963. Stanford Graduate School of Business.

in

  • De Roni, F. (2020). Innovation Y & Z: Ein auf Generation Y und Z ausgerichteter Innovationsprozess für Softwarehersteller. HWZ.

Featured Image: by Flavio x Dall-E (Human & AI)


Flavio

Master in Business Innovation. B.Sc. Business Engineering|Innovation. Blogger. Traveller. Product Owner. Technology Strategy Manager. #ginvibes. Knight of Taste. Sports enthusiast. Foodie. Creative Kid. #iger. The guy behind inspiique.

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