Note: This is a subjective summary of the keynote speeches
Sentient Intelligence: Die Risiken der KI, über die niemand spricht
Den ersten Talk des Tages begann Jürgen «tante Geuter mit Kühlschränken. Weshalb? Weil das eine Disruption war: Plötzlich konnten auch frische Lebensmittel länger aufbewahrt werden, und das hat die Welt verändert. Nun steht auch KI an dieser disruptiven Weggabelung. Die Chance ist da, die Welt zu verändern. Zum grossen Teil geht es bei KI um Automatisierung, wobei bspw. Routinearbeiten durch KI ersetzt werden können. Dadurch kann der Fachkräftemangel abgemildert werden, weil bspw. 1 Person den gleichen Output schafft wie 3 Personen ohne KI. Das ist aber eine sehr einseitige Sicht, denn wer bildet dann die neuen Mitarbeitenden aus. Schliesslich ging er auf drei Hauptrisiken ein:
1.) Disruption of Qualification Pipeline
2.) Social Proof of Work
3.) Changing World and Static Data
Dabei stellen sich u.a. folgende Fragen: «Wie bleiben wir dynamisch, wenn Systeme nur die Vergangenheit kennen?» (dabei ist ein IoT/Faktenbasierter Entscheid in genau diesem Moment auch basierend auf [wenige ms] alten Daten). «Wer wird bei KI-generierten Texten zur Verantwortung gezogen, wenn bspw. Falschinformationen verbreitet werden».
Seine Formel für Sustainable Innovation = Invention + Problem Analysis + Risk Management
Dabei sei gutes Risikomanagement ein Zukunftsvorteil.
Künstliche Intelligenz als Dienstleistung
Catrin Hinkel, CEO von Microsoft Schweiz, war nicht etwa da, um Gossip über Sam Altman und openai resp. Microsoft zu verbreiten. Sie sprach viel lieber über KI und den Copiloten der Office365-Suite. Der Copilot wurde anhand einer Teams-Session live demonstriert, und die Zusammenfassung war erstaunlich akkurat. Die grösste Neuerung von KI ist, dass sie nun über natürliche Sprache bedienbar ist. Dadurch wurde die Technologie alltagstauglich. Wichtig ist aus ihrer Sicht, dass KI immer eine Unterstützung ist und der Mensch in der Verantwortung steht.
–> Microsoft Responsible AI Standard v2: https://blogs.microsoft.com/wp-content/uploads/prod/sites/5/2022/06/Microsoft-Responsible-AI-Standard-v2-General-Requirements-3.pdf
Out of the box – higher thinking
Mein Highlight war das Referat von Prof. Dr. Georg Hasler, Professor für Psychiatrie und Psychotherapie an der Universität Freiburg und Chefarzt am Freiburger Netzwerk für Psychische Gesundheit. Dabei ging es um eine echte Basler Innovation: LSD. Es ging um die Frage, ob Psychedelika wie LSD zu mehr Innovation und Kreativität führen kann. Die Antwort ist ja: LSD könnte die Ideengenerierung unterstützen *) Das zeigen auch Beispiele aus der Geschichte: Gen-Struktur (Doppelhelix) wurde unter LSD-Einfluss entdeckt. Ebenso wurde die Computer-Maus (Doug Engelbert) erfunden. Auch Steve Jobs hat in den Anfängen von Apple auf dieses Halluzinogen zurückgegriffen. Was passiert, wenn ich LSD einnehme? (Nein, kein Erfahrungsbericht – Quelle: P
- Visualisierungseffekt: Wir «sehen» anders bzgl. Informationen, Gedanken, Gefühlen
- Selbst-Transzendenz-Effekt: Wir gehen über das Alltagsdenken hinaus, kommen zu «Higher Thinking»
- Alchemie-Effekt: Verbindung und Vermischung von Stilen, Denkarten und Betrachtungsweisen –> So kommt dann oft auch eine Invention zustande, aus der vielleicht mal eine Innovation werden kann
*) LSD-Konsum ist in der Schweiz illegal, gibt 2 Ausnahmen: Einzelbewilligung für psychisch kranke Patienten ODER wissenschaftliche Studien, die von Ethik-Kommission und BAG bewilligt sind.
Der Vortrag dieses Professors war sehr unterhaltsam, nicht nur weil es ein spezielleres Thema war. So habe ich nun sein Buch «Higher Self», welches Psychopharmaka in Psychotherapie und punkto Kreativität mit persönlicher Widmung zuhause. Falls ich daraus was lerne, werde ich das natürlich gerne Interessierten teilen 😉
Augmented Humanity
Teemu Arina ist ein Chief Biohacker. Ausgelöst durch eine stressbedingte Krankheit im Alter von 30 Jahren vollzog er einen kompletten Lebenswandel. Statt Tabletten und Co schaute er in den Spiegel und beschloss, sein Leben selbst in Ordnung zu bringen. Er erzählte da über seine Biohacking-Routinen, die bisweilen als extrem (meine subjektive Sicht) wahrgenommen werden könnten. Das geht über Start in den Tag mit Infratrotsauna und Medidation über tägliche Eisbäder bis hin zu Organextrakten von Rudolph the Rednose Reindeer im Kaffee. Er rät generell zu mehr Achtsamkeit. Wenn man etwas bewusst(er) wahrnimmt, neigen sich die Dinge dazu, sich zu verändern.
Nebst den eher extremeren Ansichten war dieses englischsprachige Referat auch die Feuertaufe von wordly.ai, sprich KI-unterstützte Simultanübersetzung. Dazu wurde auf einem Beamer nebenher der Vortrag durch die KI simultanübersetzt und konnte auch auf dem eigenen Gerät abgerufen werden. Das Tool hat seine Sache super gemacht. Bei Schweizerdeutsch würde es wohl noch nicht so reibungslos gehen. Doch wer weiss, vielleicht können wir bald alle in der eigenen Muttersprache plaudern, und über den Globus verteilt werden wir einander verstehen. Bringt uns alle wieder ein Stück näher zusammen.
Persevering through Space – Wie wir auf dem Mars gelandet sind
Jennifer H. Prosper, die Projektleiterin der Mars 2020 Mission bei der NASA, hielt einen faszinierenden Vortrag über die Herausforderungen der Marslandung. Davon gab es viele (death traps). Helikopter des Marsroboters muss mit den Mars Seasons umgehen, da sich dabei die Dichte der Atmosphäre verändert und dadurch der Auftrieb nicht immer gleich ist. Muss sich somit an die Umweltbedingungen anpassen können. Innovationen beim neuen Rover in diese Richtung waren «Autonomous navigation» (terrain relative navigation aka robo astronaut) und «Sampling & caching assembly» (für Gesteinsproben etc.). Sie zeigte eindrucksvoll auf, wie Vorstellung und Ideen der Crew über den Mars und die tatsächlichen Gegebenheiten unterschieden. Bei der NASA geben i.d.R. das geplante Raketenstart-Fenster die Projekttimeline vor. Da kommt es schon mal vor, dass 4 aus der Vielzahl der aussichtsreichsten Ideen verworfen wurden, aber aufgrund der zeitlichen Constraint muss man dann mit der fünften Idee weiterfahren. So sagte sie dann auch: «be encouraged to not except perfection; it should at least be good enough to solve the problem/challenge”.
Out of the box – Grenzen überwinden
Im folgenden Kamingespräch sprach Christian Maurer (Gleitschirmpilot und mehrfacher Sieger der Redbull X-Alps) über Selbsteinschätzung, Erkennen und Kennen der eigenen Grenzen sowie die Wichtigkeit, diese nicht überschreiten zu wollen. Klares Ziel ist wichtiger als Motivation. Wenn im Wettkampf Aufgabe plötzlich hart wird und Ziel unerreichbar scheint, und dann die Motivation weg ist… Aufgeben ist keine Option… Dann gilt es, ein erreichbares Zwischenziel zu setzen, auch wenn das nur ein Essen eine Stunde weiter ist.
Und Vögel sind eine gute Hilfe bei der Thermiksuche. (kann man auch übertragen… Bionik beschreibt die kreative Umsetzung in der Technik durch Inspiration resp. Anleitung aus der Biologie.)
Challenges
Dieses Jahr war ich in der Challenge 1. War weniger eine Challenge zum Mitarbeiten wie im letzten Jahr, sondern mehr ein Vortrag von Helbling, wie sie ChatGPT und weitere KI-Tools im Innovationsprozess einsetzen. Was nicht heisst, dass das nicht interessant gewesen ist.
Zitate aus der Session:
- «KI ist ein ganz toller Mitarbeiter, hat immer Antworten, auch wenn sie mal falsch sind, ist immer da, wenn wir ihn benötigen und verliert nie die Geduld.»
- «AI will not replace you, but a person using AI will.”
Somit war dann das Vormittagsprogramm zu Ende… Ja, da kam doch einiges zusammen. Gut, dass nachher die Mittagspause gekommen ist. Konnte man kurz den Kopf durchlüften, was feines Essen und mit Gleichgesinnten plaudern. Oder ein paar lustige (eher durch KI stark verunstaltete) Fotos erstellen. Verschiedenste Aussteller machten in der Experience Zone technologische Neuerungen greifbar.
Die weiteren Challenges sind kurz und knapp im offiziellen Summary zusammengefasst.
Nach der Verleihung des Swiss Technology Awards ging es weiter.
Deeper connections – Menschliche Verbindungen durch Technologie ermöglichen
Susie Armstrong von Qualcomm, einen der grössten Halbleiterhersteller und verbaut in den meisten Smartphones, sprach in ihrer Keynote über den Einfluss von Technologie auf den Menschen und Innovation. Sie muss es wissen. Sie war dabei, als Qualcomm 1997 Wi-Fi ins erste Handy brachte. Das Klapphandy wurde allerdings nicht marktreif, weil Motorola das Patent drauf hatte. Armstrong betonte, die ethischen Implikationen von Innovation abzuwägen und nach resp. trotz anfänglicher Euphorie auch mögliche negative Auswirkungen in Betracht zu ziehen. Die technologische Reise wird weitergehen. So ist unsicher, ob es das Mobiltelefon in 10 Jahren überhaupt noch geben wird.
Die inspirierende Kraft des Kinos
Im letzten Kamingespräch teilte Edward Berger, Drehbuchautor und Regisseur des Oscar-prämierten Films «Im Westen nichts Neues», seine Gedanken über die inspirierende Kraft des Kinos. Er ist der Meinung, dass Leute nur dann ins Kino gehen, wenn es etwas gibt, was sie nie zuvor gesehen haben. Auch wenn heute viel Computer-generiert gemacht werden kann, ist es doch anders, wenn man mit realen Requisiten arbeitet und nach dem Dreh noch mithilfe von Computer und Effekten aufzupeppen. So lassen sich bspw. Gefühle etc. anders transportieren.
That was it. Long day! Nächstes Jahr findet die Konferenz über 2 Tage verteilt in Zürich statt: https://www.open-i.swiss/
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Swiss Innovation Forum (#SIF23) - inspiique · 14 December 2023 at 08:47
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