Im Sommer sorgte eine Studie und die damit verbundenen News bei den Arbeitnehmenden für Aufruhr: Island führte die 4-Tage-Woche ein! Konkret bedeutet das: weniger Arbeiten bei gleichem Lohn! Hört sich toll an, nicht?

Hier der Direktlink zur Studie.

Ein Grund, mal etwas genauer hinzuschauen…

War es wirklich eine 4-Tage-Woche?

Die Antwort ist klar: NEIN. Viele teilnehmenden Unternehmen haben die 40-Stunden-Woche auf 35- oder 36-Stunden reduziert, was faktisch viereinhalb Arbeitstagen oder einer Arbeitszeitreduktion von einer Stunde pro Tag entspricht.

In welchen Bereichen wurde die Studie durchgeführt?

Institutionen des öffentlichen Sektors

Was wurde erreicht?

  • Produktivität ist gleichgeblieben
  • Mitarbeitende waren trotzdem nicht mehr gestresst
  • Verbesserung Work-Life-Balance durch die kürzere Arbeitszeit

Wie wurde das erreicht?

Durch allgemeine Steigerung der Effizienz:

  • effizientere Arbeitsorganisation
  • straffere resp. gar nicht mehr durchgeführte Meetings

Ist das nun salon-fähig?

Mitnichen! Bis das eine Mehrheits-fähige Lösung wird, ist es noch ein weiter Weg. Die Effizienzsteigerungen wie in der öffentlichen Verwaltung sind nicht überall einfach so herzuzaubern. Ebenfalls ist zu berücksichtigen, dass die effizientere Arbeitsorganisation irgendwann einfach nicht mehr weiter optimiert werden kann. Vielleicht ist das aber gar nicht das entscheidende Problem (mehr dazu in Kürze)…

Fazit

Letzten Endes also eine Sensations-Meldung, die in Wirklichkeit keine war. Es braucht eine individuelle Lösung, denn digital-affine Berufe können einfacher optimiert werden als bspw. Berufe wie Pflege- oder Polizeipersonal, die zur Leistungserbringung physische Präsenz benötigen. Dort braucht es dann bei einer Reduktion der Arbeitszeit schnell mal mehr Personal. Und das gibt mehr Personalkosten. Und wenn wir schon dabei sind: Wenn in der öffentlichen Verwaltung mal kurzum ein ganzer Tag an Effizienz gewonnen werden konnte und nach wie vor die gleiche Leistung erbracht wird… Das erfüllt doch voll das Klischee des öffentlichen Sektors 😉 Warum war das nicht schon vorher so?

Ein ähnliches Experiment in Göteborg zeigte auf, dass die zur Kompensation der reduzierten Arbeitszeit zusätzliche reguläre Arbeitsstellen geschaffen werden musste, die in Summe mehr kosteten, als im Endeffekt eingespart werden konnte. Das Personal war natürlich zufriedener und lobte die neuen Verhältnisse.

Letzten Endes fasst es die Neue Zürcher Zeitung treffend zusammen: «Und die Moral von der Geschicht? Es ist der individuelle Ansatz, der zählt. Und er funktioniert am ehesten, wenn für beide Seiten die Kasse stimmt.»

Heute ist die 4-Tage-Woche somit mehr MYTH als FACT.

Und jetzt?

Eine blinde Senkung der Arbeitszeit ist nicht zielführend. Es gibt Berufsgruppen, wo Effizienzsteigerungen schwieriger als in der öffentlichen Verwaltung umzusetzen sind. Unternehmen brauchen eine gewisse Anpassungszeit, um Abläufe zu optimieren und digitalisieren. Wer kommt für all die entstehenden Kosten auf?

Vielleicht liegt das Problem ja gar nicht bei der Wochenarbeitszeit, sondern bei der Art der zur verrichtenden Arbeit. Menschen wollen mitgestalten, gehört werden, Sinn stiften. Frei nach dem Motto:

«Tu was du liebst – und du musst nie wieder arbeiten!»


Was denkt ihr über die 4-Tage-Woche? Ist das ein Modell, das sich in der Schweiz umsetzen liesse? Wie?

Quellen:


Flavio

Master in Business Innovation. B.Sc. Business Engineering|Innovation. Blogger. Traveller. Product Owner. Technology Strategy Manager. #ginvibes. Knight of Taste. Sports enthusiast. Foodie. Creative Kid. #iger. The guy behind inspiique.

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