Design Thinking hat in den letzten Jahren zusehends an Aufmerksamkeit gewonnen, obwohl es bereits 1962 in den Grundzügen an der Stanford University entstanden ist. Dort wird Design Thinking heute unter dem Syonym ME310 («Mechanical Engineering 310» – der Nummer des universitären Kurses) gelehrt (Vetterli, Brenner, Uebernickel, & Berger, 2012, S. 1–3). Bei Design Thinking handelt es sich um einen human-zentrierten Ansatz, welcher den Menschen und seine Bedürfnisse in den Mittelpunkt stellt. Es geht darum, komplexe Herausforderungen mit neuen kreativen Ansätzen zu begegnen. Dabei wird die Entstehung von innovativen Ideen gefördert. So wird die Kundenperspektive ins Herz des Innovationsprozesses gebracht (Gartner, 2019, S. 4; IDEO, o. J.; Lewrick, Link, & Leifer, 2018, S. 38; Link, 2014, S. 80).

“Design thinking is a human-centered approach to innovation that draws from the designer’s toolkit to integrate the needs of people, the possibilities of technology, and the requirements for business success.”
Tim Brown, CEO von IDEO (IDEO, o. J.)[1]

Nach IDEO (IDEO, o. J.) ist Design Thinking mehr als eine Methode: Es ist eine Idee, eine Strategie, und eine Weltanschauung. Ein wesentliches Element des Design Thinkings ist der klare, iterative Prozess. So werden früh Prototypen erstellt und Erkenntnisse wiederholt rekapituliert (Burkhardt u. a., 2018, S. 277–278).

Es gibt verschiedene Ausprägungen des Prozesses. Das Hasso-Plattner-Institut (HPI)[2] definiert folgende Phasen:

UNDERSTAND – OBSERVE – DEFINE POINT OF VIEW – IDEATE – PROTOTYPE – TEST
D.School (2013) fasst die Phasen UNDERSTAND und OBSERVE zu EMPATHIZE zusammen. Lewrick, Link und Leifer fügen den sechs Phasen des HPI noch REFLECT hinzu (Lewrick u. a., 2018, S. 38–44).

Der Design Thinking Prozess in Anlehnung an das Hasso-Plattner-Institut ist in der Abbildung auf der nächsten Seite dargestellt.

Abb. 10: Design Thinking-Prozess, eigene Darstellung in Anlehnung an HPI

Design Thinking
Einsatzgebiet– Bei neuartigen Problemstellungen, für die kein unmittelbarer Lösungsweg erkennbar ist oder der Lösungsweg vollkommen unbekannt ist
Vorteile– Der Mensch und seine Bedürfnisse stehen im Mittelpunkt (human-centered design)
– Klarer, iterativer Prozess
– Iteratives Vorgehen führt zu einem immer besseren Verständnis des zugrunde liegenden Problems und der damit einhergehenden Anforderungen einer Lösung
– Tieferes Kundenverständnis und Prototyping von Ideen führt zu besseren Ideen
– Greifbare und erlebbare Prototypen
– Ganzheitliche Betrachtung des Problem- und des Lösungsraumes sowie Raum für bisher unbekannte und ungewohnte Lösungsansätze
– Kontinuierliches Lernen durch den Ansatz «fail often and early»
Nachteile– Bei weitgehend bekannten Lösungswegen nicht sinnvoll, da einige Prozessschritte hierfür überflüssig sind
– Design Thinking bietet keine Ergebnissicherheit: Durch Prototyping wird ein konkretes Arbeitsergebnis geschaffen. Der Kunde resp. Auftraggeber entscheidet letzten Endes, ob die Qualität des Ergebnisses ausreicht.
– Die direkte persönliche Interaktion ist für eine förderliche Zusammenarbeit wichtig. Wenn das nicht möglich ist, könnte ein alternatives Vorgehen effektiver sein.
Voraussetzungen / Vorbedingungen– Vorgehensweise wird von Auftraggeber- und Auftragnehmerseite akzeptiert -> IDEO führt dazu ein «Customer Onboarding» durch[3]
– Interdisziplinäre Teams
– Klärung des Leistungsumfangs (Zeit, Budget, Qualität) zwischen Auftraggeber und Auftragnehmer
– Klare Aufgabenverteilung in den zugeordneten Rollen
– Raum, der je nach Bedürfnis umgestaltet werden kann (mobile Raumkonzepte) und mit den notwendigen Materialien ausgestattet ist
Tab. 7: Überblick Design Thinking

Quellen: (Brenner, Uebernickel, & Abrell, 2016, S. 8–9; Burkhardt u. a., 2018, S. 276–278; Reinold, 2017; Vetterli u. a., 2012, S. 3–9)

Quellen

Hinweis: Dieser Artikel dient Ausbildungs- und Inspirationszwecken (This article serves educational and inspirational purpose). Bei diesem Beitrag handelt es sich um einen Auszug aus der Masterthesis “Innovation Y & Z: Ein auf Generation Y und Z ausgerichteter Innovationsprozess für Softwarehersteller” von Flavio De Roni, welche 2020 an der Hochschule für Wirtschaft in Zürich (HWZ) eingereicht worden ist. Die Teilung des Inhalts erfolgt mit ausdrücklicher Zustimmung des Autors. Die Management Summary und gesamte Arbeit findet sich unter folgendem Link auf flavioderoni.ch.

  • Brenner, W., Uebernickel, F., & Abrell, T. (2016). Design Thinking as Mindset, Process and Toolbox. In W. Brenner & F. Uebernickel (Hrsg.), Design Thinking for Innovation: Research and Practice. Cham: Springer.
  • Burkhardt, N., Ernst, A., Rings, J., Rings, S., Schobloch, A., Spicker, M., … Ziegler, D. M. (2018). Das grosse Handbuch Innovation: 555 Methoden und Instrumente für mehr Kreativität und Innovation im Unternehmen. (B. van Aerssen & C. Buchholz, Hrsg.). München: Vahlen.
  • d.school Stanford University. (2013). Design Thinking Bootleg, 90. Abgerufen von https://dschool.stanford.edu/resources/design-thinking-bootleg
  • Gartner. (2019). Enterprise Architects Combine Design Thinking, Lean Startup and Agile to Drive Digital Innovation. Gartner, (June). Abgerufen von https://www.gartner.com/doc/3200917/enterprise-architects-combine-design-thinking
  • IDEO. (o. J.). Design Thinking Defined. Abgerufen 4. April 2020, von https://designthinking.ideo.com/
  • Lewrick, M., Link, P., & Leifer, L. (2018). The design thinking playbook: mindful digital transformation of teams, products, services, businesses and ecosystems. New Jersey: Wiley.
  • Link, P. (2014). Agile Methoden im Produkt-Lifecycle-Prozess – Mit agilen Methoden die Komplexität im Innovationsprozess handhaben. In K.-P. Schoeneberg (Hrsg.), Komplexitätsmanagement in Unternehmen: Herausforderungen im Umgang mit Dynamik, Unsicherheit und Komplexität meistern (S. 65–92). Wiesbaden: Springer Gabler.
  • Reinold, D. (2017). Design Thinking. Abgerufen 15. Mai 2020, von https://www.projektmagazin.de/methoden/design-thinking
  • Vetterli, C., Brenner, W., Uebernickel, F., & Berger, K. (2012). Die Innovationsmethode Design Thinking. Abgerufen von https://www.alexandria.unisg.ch/214442/1/ATTMMU9E.pdf

in

  • De Roni, F. (2020). Innovation Y & Z: Ein auf Generation Y und Z ausgerichteter Innovationsprozess für Softwarehersteller. HWZ.

Featured Image: by Flavio x Dall-E (Human & AI)


[1] Siehe auch https://designthinking.ideo.com/faq/how-do-people-define-design-thinking, abgerufen am 04.04.2020

[2] https://hpi.de/school-of-design-thinking/design-thinking/hintergrund/design-thinking-prozess.html, abgerufen am 04.04.2020

[3] erklärt David Kelley im «IDEO Shopping Cart Project» ab 09:10: z.B. https://www.youtube.com/watch?v=W6EgoiPxNDs abgerufen am 15.05.2020


Flavio

Master in Business Innovation. B.Sc. Business Engineering|Innovation. Blogger. Traveller. Product Owner. Technology Strategy Manager. #ginvibes. Knight of Taste. Sports enthusiast. Foodie. Creative Kid. #iger. The guy behind inspiique.

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