Bei agilen Methoden werden die Bedürfnisse und Anforderungen durch iteratives Vorgehen schrittweise ermittelt und in zahlreichen Feedback-Schleifen die notwendigen Informationen vom Kunden geholt (Gassmann & Granig, 2013, S. 26–27; Link, 2014, S. 65). Sie ermöglichen einen offensiven Umgang mit Veränderungen und Anpassungen an veränderte Rahmenbedingungen, anstatt schon in frühen Phasen des Projektverlaufs grosse Teile vorwegzunehmen (Link, 2014, S. 74). Das Manifest für agile Softwareentwicklung (agilemanifesto.org, 2001a) hält fest:

  • Individuen und Interaktionen mehr als Prozesse und Werkzeuge
  • Funktionierende Software mehr als umfassende Dokumentation
  • Zusammenarbeit mit dem Kunden mehr als Vertragsverhandlung
  • Reagieren auf Veränderung mehr als das Befolgen eines Plans

Das bedeutet nicht, dass die anderen Werte unwichtig sind. Die Werte auf der linken Seite werden in der agilen Entwicklung als wichtiger eingeschätzt.

Hinter dem agilen Manifest stehen 12 Prinzipien (agilemanifesto.org, 2001b). Die Zufriedenheit des Kunden soll durch frühe und kontinuierliche Auslieferung wertvoller Software erreicht werden, wobei Veränderungen jederzeit, d.h. auch spät im Prozess, willkommen sind. Funktionierende Software ist das wichtigste Mass für den Fortschritt. Die Teams sind selbstorganisiert und reflektieren in regelmässigen Abständen, wo es effektiver werden kann. Selbstorganisation setzt Vertrauen voraus, damit das Team den Weg selbst gehen kann.

Ein Vorgehensmodell für agile Software-Entwicklung ist Scrum. Der Scrum Guide (Schwaber & Sutherland, 2017, S. 3) definiert Scrum als «ein Rahmenwerk, innerhalb dessen Menschen komplexe adaptive Aufgabenstellungen angehen können, und durch das sie in die Lage versetzt werden, produktiv und kreativ Produkte mit höchstmöglichem Wert auszuliefern.»

Bei Scrum erfolgt die Entwicklung in iterativen Schritten und in einer bestimmten Kadenz, dem sog. Sprint-Zyklus, um es für die beteiligten Personen einfach zu machen (siehe Abb. 7). Ausserdem schafft dieser iterative Ansatz Prognosesicherheit und hilft im Umgang mit Risiken. Scrum zeichnet sich durch empirische Prozesssteuerung aus und basiert auf den Säulen Transparenz, Überprüfung (Inspection) und Anpassung (Adaption). Für «Inspect & Adapt» kennt Scrum vier formale Events: Sprint Planning, Daily Scrum, Sprint Review und Sprint Retrospective. Dabei ist die Sprint Retrospective eine Gelegenheit für das Scrum Team, sich selbst zu überprüfen und Massnahmen für Verbesserungen der eigenen Arbeitsweise aufzustellen, die bereits im nächsten Sprint umgesetzt werden sollen (Schwaber & Sutherland, 2017).

Abb. 7: Scrum Framework, eigene Darstellung in Anlehnung an (Schwaber & Sutherland, 2017), Darstellung gemäss De Roni, F. (2020).

Agile Entwicklung
Einsatzgebiet– Bei Projekten in unsicherem resp. komplexem Umfeld, z.B. wenn Anforderungen unvollständig oder instabil sind
– Bei R&D mit wenigen Formalismen (Know-how in den Köpfen, wenig Dokumente)
– Bei Projekten, wo die Einbindung des Kunden in die Entwicklung ein kritischer Erfolgsfaktor ist
Vorteile– Ermöglicht schnelles Reagieren auf Änderungen
– Es muss nicht alles klar sein, um loszulegen, da (technische) Unsicherheiten und Kundenakzeptanz mit jeder Iteration überprüft werden
– Feedback-Schleifen mit dem Auftraggeber und weiteren Stakeholdern
– Transparenz bezüglich des Fortschrittes, Probleme und Risiken
– Motivation durch gemeinsame Ausrichtung und Fokus
Nachteile– Ohne Disziplin führt Agilität zu Chaos
– Kein «Allheilmittel»: Agile Entwicklung ist nicht immer die beste Lösung (z.B., wenn von Anfang an alle Projektparameter bekannt sind)
Voraussetzungen / Vorbedingungen– Benötigt Vertrauen
– Gemeinsame Ausrichtung
– Priorisierung der Themen, an denen gearbeitet wird
– Selbstorganisation benötigt erfahrene Entwickler, die sich selbst organisieren können und wollen
– Selbstdisziplin im Team
Tab. 4: Überblick Agile Entwicklung

Quellen: (agilemanifesto.org, 2001b; Gassmann & Granig, 2013, S. 26-27,30; Kägi, 2017, S. 113–117)

Quellen

Hinweis: Dieser Artikel dient Ausbildungs- und Inspirationszwecken (This article serves educational and inspirational purpose). Bei diesem Beitrag handelt es sich um einen Auszug aus der Masterthesis “Innovation Y & Z: Ein auf Generation Y und Z ausgerichteter Innovationsprozess für Softwarehersteller” von Flavio De Roni, welche 2020 an der Hochschule für Wirtschaft in Zürich (HWZ) eingereicht worden ist. Die Teilung des Inhalts erfolgt mit ausdrücklicher Zustimmung des Autors. Die Management Summary und gesamte Arbeit findet sich unter folgendem Link auf flavioderoni.ch.

  • agilemanifesto.org. (2001a). Manifest für Agile Softwareentwicklung. Abgerufen 3. April 2020, von https://agilemanifesto.org/iso/de/manifesto.html
  • agilemanifesto.org. (2001b). Prinzipien hinter dem Agilen Manifest. Abgerufen 3. April 2020, von http://agilemanifesto.org/principles.html
  • Gassmann, O., & Granig, P. (2013). Innovationsmanagement: 12 Erfolgsstrategien für KMU. München: HANSER.
  • Kägi, M. (2017). Kompass Innovationsmanagement. buch & netz.
  • Link, P. (2014). Agile Methoden im Produkt-Lifecycle-Prozess – Mit agilen Methoden die Komplexität im Innovationsprozess handhaben. In K.-P. Schoeneberg (Hrsg.), Komplexitätsmanagement in Unternehmen: Herausforderungen im Umgang mit Dynamik, Unsicherheit und Komplexität meistern (S. 65–92). Wiesbaden: Springer Gabler.
  • Schwaber, K., & Sutherland, J. (2017). Der Scrum Guide – DEUTSCH. Scrumguides.Org, (November), 22. Abgerufen von http://www.scrumguides.org/docs/scrumguide/v2016/2016-Scrum-Guide-German.pdf

in

  • De Roni, F. (2020). Innovation Y & Z: Ein auf Generation Y und Z ausgerichteter Innovationsprozess für Softwarehersteller. HWZ.

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Flavio

Master in Business Innovation. B.Sc. Business Engineering|Innovation. Blogger. Traveller. Product Owner. Technology Strategy Manager. #ginvibes. Knight of Taste. Sports enthusiast. Foodie. Creative Kid. #iger. The guy behind inspiique.

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