In der Literatur existieren verschiedene Erklärungen für den Begriff «Generation».

Das Konzept der Generationen dient nach Lüscher et al (2010, S. 33) dazu «[…], Akteure (Individuen und soziale Gruppierungen) hinsichtlich ihrer sozial-zeitlichen Positionierung in einer Bevölkerung, einer Gesellschaft, einem Staat, einer sozialen Organisation oder einer Familie zu charakterisieren und ihnen Facetten ihrer sozialen Identität zuzuschreiben. Diese zeigen sich darin, dass sich Akteure in ihrem Denken, Fühlen, Wollen und Tun an sozialen Perspektiven orientieren, für die der Geburtsjahrgang, das Alter oder die bisherige Dauer der Mitgliedschaft in der jeweiligen Sozietät[1] oder die Interpretation historischer Ereignisse von Belang sind.» Nach Karl Mannheims klassischer Generationentheorie (1928, S. 180) kann von einer Generation «nur insofern gesprochen werden, als und insofern es sich um eine potenzielle Partizipation an gemeinsam verbindenden Ereignissen und Erlebnisgehalten handelt.»

Neuere Definitionen unterscheiden drei Arten des Generationenbegriffs. Dabei bezieht sich der genealogische Generationenbegriff auf Verwandtschaft und Ahnen und wird zur Unterscheidung der Abstammung in Familien benützt. Der pädagogische Generationenbegriff beschäftigt sich mit dem Verhältnis zwischen vermittelnder und aneignender Generation (Erziehungsverhältnisse und Erziehungsrollen). Der historisch-gesellschaftliche Generationenbegriff wird genutzt zur Unterscheidung kollektiver historischer bzw. sozialer Gruppierungen, welche aufgrund gemeinsamen Aufwachsens und den damit verbundenen Ereignissen wie Kriege, wirtschaftliche und politische Umwälzungen gemeinsame Interessen oder kulturelle Ausrichtungen zeigen. Weiter wird der Begriff im Zusammenhang mit Migration verwendet. So sind Kinder von Einwanderern der ersten Generation sogenannte «Secondos» (=zweite Generation). Im übertragenen Sinne wird der Begriff auch für die Abbildung des Lebenszyklus eines Produkts verwendet, z.B. als Generation eines Medikaments, von Geräten (Autos, Computer) und Techniken (Höpflinger, Hugentobler, & Fragnière, 2015; Lüscher u. a., 2010, S. 30).

Die Klassifizierung von Generationen ist allerdings kritisch zu beachten, denn bspw. wird der Generation Y eine bestimmte Einstellung, aber gleichzeitig auch wieder das Gegenteil zugeschrieben (Schröder, 2018, S. 472f.). Schliesslich gibt es Einflüsse auf das individuelle Verhalten (Persönlichkeit), die mindestens genauso wichtig sind, wie z.B. Geschlecht, geographische Herkunft, sozioökonomischer Hintergrund oder Familienstrukturen. Weitere Einflüsse auf die Persönlichkeit kommen aus der Gesellschaft oder den gemachten Erfahrungen (Klaffke, 2011, S. 6; Uehlinger, 2017, S. 18).

Eine weitere Herausforderung stellt die inflationäre Behandlung des Generationenbegriffs in den Medien: Es gibt immer wieder neue Generationsetiketten, die sich oft auf kurzfristige kulturelle, technische oder mediale Modeerscheinungen beziehen. Generationsetiketten sind beispielsweise «Baby Boomers», «Generation X» oder «Generation Z» (Höpflinger, 2019, S. 2). Jedoch kann die Generationszugehörigkeit bei der Kategorisierung der Gesellschaft helfen die Komplexität zu reduzieren, da sich Generationen durch eine gemeinsame Werteklammer charakterisieren lassen (Klaffke, 2011, S. 6).


[1] Sozietät: Gemeinschaf resp. Gruppe von Personen, gemäss Duden:

https://www.duden.de/rechtschreibung/Sozietaet, abgerufen am 10.07.2020

Quellen

Hinweis: Dieser Artikel dient Ausbildungs- und Inspirationszwecken (This article serves educational and inspirational purpose). Bei diesem Beitrag handelt es sich um einen Auszug aus der Masterthesis “Innovation Y & Z: Ein auf Generation Y und Z ausgerichteter Innovationsprozess für Softwarehersteller” von Flavio De Roni, welche 2020 an der Hochschule für Wirtschaft in Zürich (HWZ) eingereicht worden ist. Die Teilung des Inhalts erfolgt mit ausdrücklicher Zustimmung des Autors. Die Management Summary und gesamte Arbeit findet sich unter folgendem Link auf flavioderoni.ch.

  • Höpflinger, F. (2019). Generationenfragen : Konzepte und theoretische Ansätze. Abgerufen von http://www.hoepflinger.com/fhtop/Generationen-Konzepte.pdf
  • Höpflinger, F., Hugentobler, V., & Fragnière, J.-P. (2015). Kleines Glossar rund um Generationenfragen, 1–7. Abgerufen von http://www.hoepflinger.com/fhtop/Generat-Glossar1.pdf
  • Klaffke, M. (2011). Personalmanagement von Millenials: Konzepte, Instrumente und Best-Practice-Ansätze (1. Aufl.). Wiesbaden: Gabler.
  • Lüscher, K., Liegle, L., Lange, A., Hoff, A., Stoffel, M., Viry, G., & Widmer, E. (2010). Generationen, Generationenbeziehungen, Generationenpolitik: ein dreisprachiges Kompendium. Bern: Schweizerische Akademie der Geistes- und Sozialwissenschaften. Abgerufen von http://www.kurtluescher.de/downloads/KL_Kompendium_Generationen.pdf
  • Mannheim, K. (1928). Das Problem der Generationen. Kölner Vierteljahreshefte für Soziologie, (7), 157–185.
  • Schröder, M. (2018). Der Generationenmythos. Kolner Zeitschrift fur Soziologie und Sozialpsychologie, 70(3), 469–494. https://doi.org/10.1007/s11577-018-0570-6
  • Uehlinger, C. (2017). Miteinander verschieden sein (2. Aufl.). Zürich: Versus.

in

  • De Roni, F. (2020). Innovation Y & Z: Ein auf Generation Y und Z ausgerichteter Innovationsprozess für Softwarehersteller. HWZ.

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Flavio

Master in Business Innovation. B.Sc. Business Engineering|Innovation. Blogger. Traveller. Product Owner. Technology Strategy Manager. #ginvibes. Knight of Taste. Sports enthusiast. Foodie. Creative Kid. #iger. The guy behind inspiique.

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Ansätze für Innovation - inspiique · 9 February 2023 at 12:00

[…] hat alles mit einem Glossar. Danach wurde durch Begriffsdefinitionen von Innovation und der Generationen eine gemeinsame Basis geschaffen, weil hier oft ein unterschiedliches Verständnis vorliegt. Es […]

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